Freitag, 6. Juni 2014

U18 Finalrunde - Rückblick des Trainers

Nachdem sich das Team völlig überraschend für die Finalrunde um die CH-Meisterschaft qualifizieren konnte, war die Motivation des Teams in der Vorbereitung entsprechend sehr hoch. Eine Trainingsanwesenheit von durchschnittlich 90% spricht hier für sich! 
Die Gegnerinnen in dieser Finalrunde waren mit BSC YB, FC Basel, GC Zürich, FC Zürich und dem SC Kriens hochkarätige Vereine mit grosser und guter Infrastruktur. 
Doch die Girls haben bewiesen, dass die eigene Motivation, etwas erreichen zu wollen, um einiges grösser ist, als die Motivation von aussen, wenn man vieles einfach so kriegt, ohne dafür kämpfen zu müssen. Wenn jede Spielerin für die Partnerin auf dem Platz fightet, beisst, kämpft, läuft und schwitzt, das sind die Momente im Fussball, die diesen Sport so einzigartig und schön machen. Wenn gegenseitiges Vertrauen da ist und die positiven Aktionen der Spielerinnen gepusht werden. Jede Spielerin zog in die gleiche Richtung, ob sie nun pro Spiel 20min zum Einsatz kam, 90min oder gar nicht erst in das Aufgebot „durfte“. Wahnsinn!



Dies beginnt damit, dass die Gegnerinnen allesamt einen Kunstrasen zur Verfügung haben, auf welchem sie den gesamten Winter hindurch trainieren können, eine Ausrüstung zur Verfügung haben, mit welcher sie jedes Training in einem einheitlichen Tenue absolvieren und eigene Busse zur Verfügung haben, welche nicht in einer 30-minütigen Autofahrt des Trainers abgeholt werden müssen. Dies sind nur einige wenige Beispiele an Unterschied, man könnte noch einige mehr aufzählen. 

Der Start in die Vorbereitung verlief eigentlich gut, das Team war topmotiviert und trainierte auf dem Parkplatz des Sportzentrums Zuchwil und einmal in der Halle an der Ausdauer, Schnellkraft und wie auch immer möglich, an der Technik. Das erste Testspiel im Januar war gegen den FC Basel. Auf Kunstrasen kassierte man eine deftige 0-8 Klatsche, wobei v.a. der Staff wusste, dass man im Januar mit den grossen Vereinen noch gar nicht mithalten konnte und musste, den Spielerinnen sah man jedoch an, dass kleine Zweifel aufkamen. Im zweiten Test, gegen ein Team, das ebenfalls ohne Kunstrasen auskommen muss, holte das Team einen 4-1 Sieg (Zollikofen, 1. Liga). Es wurde versucht mit den vorhandenen Möglichkeiten möglichst variantenreich zu trainieren, dh. die Finnenbahn wurde genutzt, man machte Joga-Bonito-Turniere und v.a. Intervall-Training wurde angeboten. 

Mitte Februar reiste das Team mit der U16 in die Südtürkei nach Belek und fand dort perfekte Trainingsbedingungen vor. Das Team wurde hier noch mehr gekittet und man holte sich v.a. im mentalen Bereich viele Erfolge. Das Spiel gegen das Norwegische Topteam Telemark war der absolute Höhepunkt des Lagers und der Startschuss zu einer Leistungs- und Winnermentalität. Vor dem Spiel begegnete man den Gegnerinnen mit grossem Respekt, ja gar Angst, waren sie doch sehr gross und schienen physisch und technisch top zu sein. Man bot dem Team aber während 90min Paroli und zeigte eine hervorragende Leistung. Nun schien es, dass man sich vor keinem Team mehr fürchtete! 

Nach dem Trainingslager durfte man leider weiterhin nicht auf dem Rasen trainieren und so musste man wieder auf den Parkplatz ausweichen und erst 4 Trainings vor dem ersten Spieltag konnte man endlich einen kleinen Flecken Rasen zum Trainieren beanspruchen. So war der Start in die Finalrunde natürlich nicht optimal und obwohl man jeweils nicht das schlechtere Team war, musste man sich dem FC Zürich mit 1-4 geschlagen geben und gegen Basel holte man nach einer 2-0 Führung ein Unentschieden, was angesichts der 0-8 Niederlage in der Vorbereitung ein toller Erfolg war und man den Girls schon nach wenigen Rasentrainings die Fortschritte anmerkte. Das Highlight der ersten Phase war das 1-1 in der Schlussphase gegen den Meisterschaftsanwärter, SC Kriens. Danach folgte eine unglückliche 0-2 Niederlage gegen GC Zürich und auch gegen YB zog man mit 1-4 den Kürzeren. Va. in den ersten 4 Spielen war offensichtlich, dass das Team grossen Teamgeist zeigte, mit extrem viel Herzblut am Werk war, zu den aggressivsten Teams gehörte, aber es noch an der Erfahrung im Abschluss fehlte. Dies bedingt dadurch, dass man in der Vorbereitung kaum auf Rasen und auf das Tor trainieren konnte. 

Der Start in den zweiten Teil der Finalrunde startete aus spielerischer Sicht positiv. Man war gegen den FC Zürich das stärkere Team, verlor das Spiel aber nach unzähligen vergebenen Chancen (auch ein Penalty wurde verschossen) mit 0-1. Doch das Team steckte nicht den Kopf in den Sand, sondern im Gegenteil, ihm war bewusst und man merkte, dass man in der Finalrunde nicht nur mithalten konnte und wollte unbedingt den ersten Vollerfolg. Dieser kam dann auch schon gegen den FC Basel. Auswärts am Ort, wo man im Januar noch mit 0-8 unterlegen war, holte man einen verdienten 4-1 Sieg. Diese Euphorie wurde bewahrt und eine Woche später warf man den SC Kriens nach einem 3-0 Sieg aus dem Meisterrennen. Im Auswärtsspiel gegen GC Zürich war dann leider wieder nichts zu holen, zu stark war der Schweizer Meister in dieser Finalrunde und holte sich den Titel völlig verdient. Im letzten Spiel der Saison war man vor über 250 Zuschauern gegen YB natürlich wieder der krasse Aussenseiter, holte sich aber verdient einen 2-0 Vollerfolg und konnte sich sogar einen verschossenen Penalty leisten. Im zweiten Teil der Finalrunde war das Team das zweitbeste aller Teams und nun stellt sich nur die Frage, wie weit hätte es gereicht, wenn man im Winter regelmässig (3-4x wie die Gegnerinnen) auf Kunstrasen hätte trainieren können… 

Die Fortschritte jeder einzelnen Spielerin sind seit dem Kick Off des SOFV-Teams vor 3 Jahren enorm. Sei dies spielerisch, läuferisch oder im mentalen Bereicht. Alle haben Grosses geleistet, sich immer weiter verbessert, der Wille zum besser und stärker werden, ist enorm... das muss das Team unbedingt beibehalten. 

Wille, Leistung und v.a. die Mentalität jeden Zweikampf, jeden Ball und jedes Spiel gewinnen zu wollen, sei der Gegner auf Papier noch so stark und hat der Gegner noch so viele Nationalspielerinnen im Kader machte das Team in dieser Finalrunde einen würdigen Teilnehmer, der die grossen Teams zuweilen zur Verzweiflung brachte und einigen Teams aufzeigte, dass Talent und Technik im Fussball alleine nicht reichen. 

Jede Spielerin kann stolz auf dieses Fussballjahr sein, jede Sekunde auf dem Platz, jeder Tropfen Schweiss haben sich gelohnt und man hat gemeinsam eine tolle, intensive, emotionale Zeit erlebt, die man noch lange und den künftigen Generationen erzählen wird. Das sind die Momente, wieso man den ganzen Aufwand auf sich nimmt, damit man am Ende noch vor dem Schlusspfiff mit dem Applaus der Zuschauer Gänsehaut am ganzen Körper hat. Schönere Emotionen gibt es nicht… 


Herzlichen Glückwunsch allen zu dieser einzigartigen Saison!

1 Kommentar:

  1. Sie haben eine große Schreibstil ein Blog ist schade, dass der gleiche Text ohne Bilder aber immer noch Spaß zu lesen. Warten auf mehr :)

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