Eine harte, einmalige und erfolgreiche Runde unserer U18-Truppe ist vorbei und es ist an der Zeit, als Trainer zurück zu blicken. Für die Zuschauer und die Spielerinnen sind die Resultate oft sehr wichtig, natürlich zählt dasselbe in der Regel auch für den Trainer. Viele sehen den Torschützen, oder die Parade des Torhüters. Nur der Trainer sieht das Team immer als Ganzes und weiss, wie wichtig jede einzelne Spielerin für den Erfolg, aber auch für die individuelle Entwicklung der Mitspielerinnen ist. Ein Cristiano Ronaldo kann nie alleine seine 34 Tore in der Champions League erzielen. Wir haben 21 Spielerinnen in unserem U18-Kader und jede einzelne trägt mit ihrer Art, ihrem Charakter, ihrer Spielweise, ihrem Platz im Team dazu bei, dass das ganze Gebilde erfolgreich ist und dass die einzelne Spielerin am Ende ein Tor erzielt oder eine für den Zuschauer gelungene Aktion zeigt.
Wenn man in der Ausbildung tätig ist, dann sollte der Trainer andere, weiter in die Zukunft fassende Ziele als die sonntäglichen Resultate haben. Klar, es ist immer schön, wenn das Resultat am Wochenende positiv ist, denn so lassen sich die Spielerinnen während der Woche automatisch besser motivieren und wenn das Resultat stimmt, dann glauben sie auch dem Trainer, wenn er ihnen etwas mit auf den Weg geben will.
Das Ziel in unserem Staff war und ist es, dass sich jede einzelne Spielerin weiterentwickelt. In erster Linie im technischen und taktischen Bereich, doch auch der mentale und der Team-Aspekt sind sehr wichtig. Weiss eine Spielerin, in welcher Position sie welche Schusstechnik anwenden muss, wann sie in die Tiefe laufen muss oder kann sie die Gegnerin im 1vs1 defensiv korrekt abdrängen?
Diese Fragen versuchen wir nach Beobachtungen am Wochenende zu beantworten und den Spielerinnen sinnvolle Lösungsvorschläge zu geben. Aber ganz wichtig ist in unserem Team auch der mentale Aspekt. Wie reagiert eine Spielerin, wenn sie nicht von Beginn weg spielt, wenn sie hart angegangen wird, der Pfiff des Schiedsrichters aber ausbleibt oder wie reagiert sie nach einem Lob des Trainers?
Wie sieht die teaminterne Hierarchie aus, akzeptiert die Ergänzungsspielerin ihre Rolle und kann die Topscorerin mit dem Erwartungsdruck umgehen? Kann eine Spielerin in einer Drucksituation der Mitspielerin helfen und wie reagiert das Team auf eine schlechte Phase im Spiel?
Alle diese Punkte müssen in 4 Trainings unter der Woche akribisch trainiert werden und wenn man das mit Motivation und Interesse macht und die richtigen Denkanstösse gibt, dann kommt das für die Fans und Spielerinnen so wichtige Resultat am Ende der Woche oft so wie man es sich wünscht.
Ich habe das Glück, dass ich ein Team coachen darf, welches oft, sogar sehr oft vollzählig im Training anwesend war. Die Girls pushten sich gegenseitig bereits im Training zu Höchstleistungen und förderten somit ihre eigene Entwicklung auf eine tolle Art und Weise.
Technisch ist das Team inzwischen, was die Anzahl offensiver Tore anbelangt, auf einem hohen Niveau angekommen. Die Flanken von aussen sind scharf und gezielt und auch der Pass in die Tiefe funktioniert hervorragend. Was in diesem Team aber grossen Eindruck macht ist der Kampfgeist, der Wille jeden Zweikampf gewinnen zu wollen und die Siegermentalität. Anders kann man sich die Punktgewinne in St. Gallen oder gegen das Team Vaud nach hohem Rückstand nicht erklären.
Ich bin stolz, sehr stolz sogar, ein Mitglied dieses Teams zu sein und nicht gegen diese Girls als Trainer antreten zu müssen. Gegen ihre Aggressivität und geschlossenen Teamwillen wüsste ich absolut kein Rezept. Das muss für jeden gegnerischen Trainer sehr hart sein, eine Lösung gegen unsere Girls zu finden. Sie mögen technisch nicht die Besten der Liga sein, läuferisch sind sie das allemal. Man kann aus ihnen den letzten Tropfen Energie pro Spiel herausholen und sie so zu Höchstleistungen bringen.
Mein persönliches Highlight ist nicht die Qualifikation zur Finalrunde, oder ein einzelner Sieg, nein, meine Höhepunkte sehen folgendermassen aus:
Die Trainingsanwesenheit ist bei Nahezu 100%, das macht Spass und motiviert mich, jedes Training akribisch vorzubereiten und das bestmögliche als Trainer an den Tag zu legen, damit die Girls von jeder Minute, die sie für den Fussball opfern, profitieren können
Die Verletztenliste ist verschwindend klein gewesen, einzig unsere Torhüterin Danielle hat sich während der Saison verletzt, dies allerdings im Schulsport und nicht auf dem Fussballplatz. Obwohl man total 127 Trainings-Stunden und total über 1500min an Spielen hatte, gab es keine einzige Verletzung innerhalb des Teams, d.h. die Trainingsintensität war bestimmt nicht schlecht
Der Trainingswille der Girls nach dem harten Spiel gegen den FC Basel bei warmen Temperaturen. Der Trainerstaff wollte das Training vom nächsten Tag absagen, da das Team nach dem Punktgewinn in Basel sehr müde schien, doch die Spielerinnen intervenierten. Man setzte also ein freiwilliges Training an, und es kamen 19 der 21 Kaderspielerinnen zum Training!
Die Saison verlief im Grossen und Ganzen hervorragend. Man reiste ein ganzes Wochenende nach Staad an das erste Auswärtsspiel und dies war auch der Startschuss zu einer emotionalen Reise durch die ganze Vorrunde. Nachdem man gegen Staad und das Team Aargau klar gesiegt hatte, musste man mit Pech in Zürich die erste Niederlage einstecken, mit Pech, weil alle gegnerischen Tore durch Eckbälle fielen. Danach war man der grossen Effizienz des GC Zürich ausgesetzt, ehe man sich gegen den FC Basel überraschend auswärts mit einem Punkt wieder fangen konnte. Anschliessend folgte das resultatmässig grosse Highlight der Vorrunde. Mit einer offensiven Einstellung konnte man den grossen Favoriten aus Bern überraschen und am Schluss mit Kampf den Sieg holen. Nach diesem Spiel folgte ein kleiner Bruch in der Mannschaft, dies bedingt durch total 11 Spielerinnen!!! welche in den nächsten 3 Wochen unregelmässig in den Ferien weilen sollten. So konnte man den Rhythmus der ersten Spiele logischerweise nicht mehr gehen und die einzelnen „Ferientechniker“ spürten natürlich auch, dass sogar eine einwöchige Abwesenheit den Rhythmus im Spiel brechen kann. Trotzdem konnte man auswärts in St. Gallen nach einem 0-4 Rückstand sensationell noch den einen emotionalen, für die Finalrundenqualifikation wohl entscheidenden Punkt holen. Hatten die St. Gallerinnen bis dahin ebenfalls Mut für die Finalrunde, so war dieser Punkt für sie wie eine Niederlage und für die Solothurnerinnen wie ein gefühlter Sieg. St. Gallen konnte anschliessend keines ihrer Spiele mehr gewinnen, so viel können einzelne Szenen mental ausmachen. Die Solothurnerinnen durften dann in Kriens wieder in kompletter Besetzung antreten und eine Halbzeit lang mit dem Favoriten mithalten. Hier verlor man das einzige Spiel nach einer Führung. Eine Woche später, sehr nervös, aber abgeklärt, konnte man gegen den FC Rapperswil-Jona die Finalrundenqualifikation sichern. Zum letzten Spiel empfing man das starke Westschweizer Team aus Waadt und durfte noch einmal seine Come-Back-Qualitäten aufzeigen. Nach einem 0-3 Rückstand konnte das Team mit dem Schlusspfiff noch einen emotionalen Punkt bejubeln!
Das Team hat sich die Qualifikation mit Leidenschaft und Spielfreude verdient und nun ist es am Trainerstaff, die Spielerinnen technisch, taktisch und mental weiter zu fördern und ihnen das nötige Know-How, aber v.a. die nötige Spielintelligenz und Freude am Fussball mit auf den Weg in ihre Zukunft zu geben.
Ich bin stolz und darf mich mit grosser Freude dafür bedanken, dass ich ein Teil dieser Generation sein darf, dieses Teams, welches sich nie geschlagen gibt, neben dem Platz grosse Party macht und auf dem Platz Power-Fussball vom Feinsten spielt und ihren Trainer so akzeptiert wie er ist, und (meistens) auf ihn hört, bzw. ihm vertraut. Wir sind keine Tiki-Taka Truppe, ich vergleiche unsere Girls gerne mit dem Tempo-Fussball von Borussia Dortmund, wir sind jederzeit für ein Spektakel zu haben und die Girls sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es ist, und nach 16 Jahren Trainertätigkeit kann man das beurteilen, eine unvergessliche und unvergleichliche Truppe, welche uns allen im Frühling noch viel Freude bereiten wird und die man einfach gerne haben muss!
Merci Girls, dassi öiche Wasserträger darf si!
Kaan
Ein herzliches Dankeschön geht an:
alle Eltern
den Dresswäsche-Service
dem Sportzentrum-Staff
unserer technischen Kommission um Reto Gertschen und Gisela Imboden
der U16 und Bodo Fischer
Brigitte Vögeli
Dani Stalder und seinem Team
allen Sponsoren
unserem Goalietrainer Goran
Cengs und Altay
meiner Frau Tamara
und meinem Co-Trainer Kusi Siepe
denn nur das Gesamtpaket macht es möglich...
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